Kochgeschichte hautnah: Die Gusseisen-Kochplatte – Ein Relikt mit Charme
Wer kennt sie nicht, die alten, schwarzen Elektrokochfelder mit den massiven Gusseisenplatten? Sie sind ein Stück Kochgeschichte und finden sich noch heute in vielen älteren Küchen. Doch was macht diese Platten so besonders, wie funktionieren sie und vor allem – wie pflegst Du sie richtig, damit sie ein Leben lang halten?
Wie alles begann: Ein Blick in die Geschichte
Die Geschichte der elektrischen Gusseisen-Kochplatte reicht bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurück. Während man vorher hauptsächlich auf Gas- oder Holzherden kochte, revolutionierte die Gussplatte die Küche. Sie war einfach zu bedienen und sicherer als offenes Feuer. Im Inneren der Platte, die aus massivem Gusseisen besteht, befindet sich eine Heizspirale, die sich bei Stromzufuhr erhitzt und die Wärme an die Oberfläche abgibt. Diese Technologie war robust, zuverlässig und vereinfachte das Kochen für viele Haushalte.
Das Prinzip der Massenträgheit: Wie die Platte heizt
Im Gegensatz zu modernen Induktionskochfeldern, die Töpfe und Pfannen direkt erhitzen, arbeiten Gusseisen-Kochplatten nach einem einfachen, aber effektiven Prinzip: der Wärmespeicherung.
Heizspirale
Unter der Gusseisenplatte liegt eine Heizspirale, die bei Aktivierung glüht.
Wärmeübertragung
Die Wärme wird von der Spirale auf das Gusseisen übertragen. Aufgrund der hohen Masse des Eisens dauert dieser Prozess eine Weile.
Wärmespeicherung
Gusseisen speichert die Wärme sehr gut. Das bedeutet, selbst wenn Du die Platte ausschaltest, bleibt sie noch lange heiß und gart die Speisen nach. Dies ist einer der Hauptunterschiede zu modernen Kochfeldern.
Dieser Effekt der Massenträgheit hat Vor- und Nachteile. Einerseits musst Du geduldig sein, bis die Platte die gewünschte Temperatur erreicht hat. Andererseits ist sie ideal für Gerichte, die eine konstante, lang anhaltende Wärme benötigen, z. B. Schmorgerichte.
Die richtige Pflege: So bleiben Gusskochplatten in Topform
Ein häufiges Problem bei diesen Platten ist Rost. Da Gusseisen von Natur aus rostanfällig ist, ist die richtige Pflege unerlässlich. Hier kommen einfache Hausmittel ins Spiel.
Reinigung
Alte Gusskochfelder bei Elektroherden können einfach und gründlich gereinigt werden. Für leichte Verschmutzungen nimmt man am besten einen weichen Schwamm und etwas Spülmittel. Eingebranntes lässt sich gut mit einer Paste aus Backpulver und Wasser entfernen: Die Paste auftragen, kurz einwirken lassen und mit einem Tuch abwischen. Bei stärkeren Krusten hilft Backofenspray oder Backofenreinigungsgel, das aufgesprüht, einwirken gelassen und anschließend feucht abgewischt wird.
Eingebrannte Reste lassen sich durch kurzes „Trockenbrennen“ lösen – die Platte ohne Topf erhitzen, bis Rückstände verbrennen, dann mit einem Schwamm abwischen.
Rost entfernt man am besten mit feiner Stahlwolle, Schleifpapier (ca. Körnung 100) oder etwas Alufolie, die zu einer Kugel geformt wird.
Grobes Scheuermittel und das grüne Vlies von Putzschwämmen sollten vermieden werden, damit die Oberfläche nicht zerkratzt wird. Bei stärkeren Verschmutzungen kann Scheuermilch vorsichtig verwendet werden, besser sind aber mildere Produkte.
Nach der Reinigung empfiehlt es sich, die Oberfläche mit Vaseline, Speiseöl oder speziellem Herdplattenschwärzer zu pflegen, damit die Platte geschützt bleibt und nicht rostet.
Rostschutz mit Speiseöl
Das ist der entscheidende Trick, um Rost vorzubeugen! Gib nach der Reinigung einen Tropfen Speiseöl auf die noch warme Platte. Mit einem fusselfreien Tuch oder einem Küchenpapier das Öl gleichmäßig verteilen. Überschüssiges Öl wieder abwischen. Das Öl bildet eine schützende Schicht, die das Gusseisen vor Feuchtigkeit und damit vor Rost schützt. Diese Methode ist einfach und effektiv.
Zur Pflege von Gusskochplatten am E-Herd sollte vorzugsweise ein säurefreies und neutrales Speiseöl verwendet werden. Geeignet sind beispielsweise Sonnenblumenöl oder raffiniertes Rapsöl, da sie einen relativ hohen Rauchpunkt und eine neutrale Zusammensetzung haben. Alternativ empfiehlt sich auch Nähmaschinenöl oder spezieller Herdplattenschwärzer.
Olivenöl oder andere kalt gepresste Öle mit höherem Säureanteil sind weniger geeignet, da sie die Oberfläche verfärben und mit der Zeit ranzig werden können. Nach Auftragen des Öls die Platte dünn einreiben und überschüssiges Öl vollständig abwischen, damit keine Rückstände bleiben.
Beim erstmaligen Erhitzen nach dem Auftragen des Speiseöls unbedingt das Fenster öffnen oder die Ablufthaube einschalten. Es entstehen rauchige Gase beim Einbrennen. Daher auch immer dünn auftragen, aber dafür regelmäßig.
Spezielle Pflegetücher
Im Handel gibt es spezielle Pflegetücher, die mit Ölen und Pflegemitteln getränkt sind. Diese Tücher sind eine praktische Alternative zum Speiseöl. Sie sind bereits dosiert und hinterlassen eine saubere, geschützte Oberfläche.
Ich benutze seit 40 Jahren die Kochplatten Putzlinge von delu. Diese sind extrem ergiebig und einfach in der Anwendung. Es sind dicke Tücher, welche mit Pflegemittel getränkt sind.
Zur Benutzung am besten die Herdplatte zuerst vom groben Schmutz befreien. Dann die Platte auf 60 Grad vorheizen (Stufe 1 oder 1,5). Dann die Putzlinge mehrmals gefaltet mit kreisenden Bewegungen auf der Herdplatte reiben, bis alles gleichmäßig schön schwarz ist. Dabei aber aufpassen, nicht abrutschen, sonst hat man verbrannte Finger. Ist mir aber die ganzen 40 Jahre nicht einmal passiert.
Am Ende sieht der Herd auch nach über 30 Jahren noch recht ordentlich aus.
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Achtung: Die Kochplatten Putzlinge von delu sind bei Amazon leider nicht mehr erhältlich. Für mich weiterhin die Nummer 1 bei der Pflege von Massekochplatten. Zumal nach der Behandlung diese fast geruchsfrei sind. Ich habe sie aber noch im Drogeriedepot für 2,99 € gesehen. Alternativ einfach mal bei Google oder eBay suchen.
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Die Gusseisen-Kochplatte mag nicht mehr dem neuesten Stand der Technik entsprechen, aber sie hat ihren ganz eigenen Charme. Mit der richtigen Pflege wird sie Dich noch lange begleiten und Dir das Gefühl von klassischem, bodenständigem Kochen vermitteln. Wer das Kochen mit diesen Platten einmal gelernt hat, weiß ihre Beständigkeit zu schätzen.
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